Fakten über Erdgas

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Erdgas ist weder sicher noch sauber

Was hat der Krieg im Osten der Ukraine mit uns und dem Klima zu tun? Die Verbraucher waren 2020 vor allem von Industrie und Kraftwerken zur Stromproduktion (70%) aber auch für Raumheizung, Warmwasserbereitung und Kochen in den Haushalten (30%). Nur 10% des Erdgases wird in Österreich gewonnen und der Rest für 2-3 Mrd. Euro pro Jahr importiert.

Unser Erdgasimport macht uns ohnmächtig gegenüber Putins imperialer Politik

Ca. 80% des in Österreich verbrauchten Erdgases stammen aus Russland (Gazprom). Seit 2021 wird aus Russland auf dem Weg über die Pipelines durch die Ukraine deutlich weniger Gas importiert. Dabei war Gazprom sogar vertragstreu, denn der verminderte Import wurde durch Lieferungen aus den in Österreich gelegenen GSA Speicher ausgeglichen.

Deshalb hatte die GSA, eine Tochterfirma der staatlichen russischen Gazprom, am 17.2.22 kurz vor der russischen Invasion in die Ukraine (24.2.22) einen deutlich niedrigeren Füllstand, als die österreichischen Unternehmen.

 

Es handelt sich sicher um eine politische Druckausübung, aber es bleibt unklar ob damit Nordstream 2 erzwungen, die Reaktion der EU auf die Invasion in der Ukraine abgeschwächt werden sollte, oder beides.

Der milde Januar und auch Februar hat zu einem relativ niedrigen Gasverbrauch geführt und die Wirkung etwas abgeschwächt. Dennoch waren die Gasspeicher in Österreich bereits zu Kriegsbeginn auf 18% entleert und der Winter ist noch nicht zu Ende.

Die Erdgas-Speicherstände in Österreich Mai 2015- Februar 2022  

Auch die Abhängigkeit anderer europäischer Staaten ist hoch: Nordmazedonien 100%, Finnland 94%, Bulgarien 74%, Slowakei 70%, Deutschland 49%, Italien 46%, Polen 40% und Frankreich 24%.

Europa hat durch den Gasimport Putins imperialer Kurs finanziert und sich vom Aggressor abhängig gemacht. Dies hat das Mächteverhältnis im Ukrainekonflikt zugunsten von Putin verschoben.

Eine bloße Umstellung auf Fracking-Gas aus den USA wäre eine Umweltkatastrophe

Fracking-Gas aus den USA wäre sogar genauso schädlich für das Klima wie Kohle, weil beim Fracking ca.3,7 Prozent des geförderten Methangases entweicht und Methangas ein hochpotentes Klimagas ist. Wenn wir uns der Abhängigkeit von russischem Erdgas entledigen, indem wir teureres Fracking-Gas aus den USA per Schiff liefern lassen, dann ruinieren wir unsere Klimaziele vollends.

Weniger CO2 ist immer noch zu viel schädliches Klimagas

Uns wurde immer vermittelt, Erdgas sei eine saubere Energie. Erdgas besteht überwiegend aus Methan (CH4). Es stimmt, dass Erdgas zu Wasser und CO2 verbrennt und im Gegensatz zu Kohle und Erdöl keinen Feinstaub und keine Stickoxide produziert und pro Brennwert weniger CO2 entsteht. Pro Kilowattstunde Strom werden bei Braunkohle 680 Gramm, beim Heizöl 319 Gramm und beim Erdgas nur 250 Gramm Klimagase freigesetzt. Nicht eingerechnet sind allerdings Lecks an den Gas-Förderleitungen, aus denen Methan entweicht. Gelangt es unverbrannt in die Atmosphäre, ist es laut Weltklimarat IPCC in den ersten 20 Jahren etwa 87 Mal schädlicher für das Klima als das wichtigste Klimagas, CO2. Das deutsche Umweltbundesamt schätzt, dass Gaskraftwerke, die mit Gas aus Russland, Norwegen oder den Niederlanden betrieben werden, auch Leckagen eingerechnet ca. 40 Prozent weniger Treibhausgase produzieren als Kohlekraftwerke.

Die EU möchte in Ihrer Taxonomie Erdgas als sogenannte "Brückentechnologie" grünwaschen und verweist auch darauf, dass Kraftwerke mit Erdgas später auf grünen Wasserstoff umgerüstet werden können oder mit Carboncapture energieaufwändig ein Teil des CO2 aus den Abgasen entzogen werden könnte. Aber wir müssen unsere CO2-Emissionen nicht auf die Hälfte reduzieren, sondern auf null, und das möglichst schnell. "Anstatt von der Nutzung eines umweltschädlichen Energieträgers auf einen anderen umzuschwenken, muss Europa seine Abhängigkeit von allen fossilen Energieträgern beenden, den Stromverbrauch reduzieren, in Energieeffizienz investieren und die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen fördern", sagt BUND-Klimaexpertin Ann-Kathrin Schneider in einer Pressemitteilung. Um, wie im Pariser Klimaabkommen festgelegt, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, müsste innerhalb der der Gasverbrauch in bis 2026 leicht sinken und danach um 4% pro Jahr Studie des Institute for Sustainable Futures (ISF) an der University of Technology Sydney.

Erdgas wird stets teurer

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Das hat sicher mit der mit dem Ukrainekonflikt verbundenen strategischen Verknappung des russischen Exports in die EU bei gleichzeitiger wirtschaftlicher Erholung zu tun, aber es ist fraglich ob sich das angesichts der fortlaufenden politischen Spannungen rasch ändern wird. In einer Weise ist das eine Chance, weil es die Weiterentwicklung und den Ausbau von erneuerbaren Technologien, die das Erdgas ersetzen können begünstigt, indem sie konkurrenzfähiger werden. Dazu gehört die Wasserstoffwirtschaft, u.a. mit der Nutzung von Wasserstoff in der Stahlproduktion, aber auch der Ausbau von erneuerbaren Energien mit hohem Kapazitätsfaktor (=geringer Variabilität und guter Steuerbarkeit). Dazu gehören Sonnenwärmekraftwerke (concentrated solar power) mit thermischer Speicherung durch die gesamte Nacht in Südeuropa und Nordafrika, sowie in geringerem Maße die Geothermie. Voraussetzung ist in jedem Fall ein Höchstspannungsgleichstromnetz in Europa.

Weg vom Gas durch beschleunigte Umstellung auf erneuerbare Energien

Nur so kann man Putin in die Schranken weisen und zugleich den Klimawandel stoppen. Neben dem Schutz der Zukunft unseres Klimas dient unser Klimadörfl Projekt daher auch unserer Sicherheit und Unabhängigkeit.

Die hohen Gaspreise und der politische Druck, sich vom russischen Erdgas unabhängig zu machen, fördern die Entwicklung hin zur Autarkie beim Heizen und letztlich zur Klimaneutralität.