Wärme ist der wichtigste und aufwändigste Investitionsbereich auf dem Weg zur Klimaneutralität im Dörfl

Wärme als Niedertemperaturwärme plus als Fernwärme verursacht in Wien den größten Anteil an CO2 Emissionen.

Wiener Endenergiebedarf 19.pngCO2 Emissionen in Wien per Sektor 2019.png

Warmwasserbereitung und Heizen (und Kühlen) von Wohnraum sind auch der größte Verbraucher von fossilem Brennstoff im Dörfl. Hier entstehen also die meisten CO2 Emissionen.

Von allen Sektoren erfordert der Wärmebereich (Raumwärme und Warmwasser) die größten Investitionen innerhalb Wiens zur Erreichung der Dekarbonisierungsziele.

Investitionen im Wiener Energiesystem zur Erreichung der klimaneutralität bis 40.png

Im Gegensatz zur Gewinnung von erneuerbaren Produktion von Strom, kann die Wärmegewinnung nicht ausgelagert werden. Sie muss im Dörfl stattfinden. Hierzu bedarf es einer Kombination von Maßnahmen:

  1. Mit einer thermischen Sanierung der Gebäude soweit ökonomisch vertretbar, um den Heizenergiebedarf zu senken.
  2. Einer Umstellung der Heizung von fossilen Brennstoffen wie Gas auf...
    • nachwachsendes Brennmaterial in Form von Pellets und Hackschnitzelheizung. Der ökologisch verträgliche und nachhaltige Ausbau der Produktion von nachwachsendem Brennmaterial ist jedoch auch im waldreichen Österreich begrenzt, weshalb dies ein Plan B sein sollte.
    • Solarthermie aus Kollektoren die auch im Winter Wärme erzeugen. Das alleine kann nur einen kleinen Anteil (<30%) der Wärmeerzeugung beitragen, denn der Großteil des Wärmebedarfs fällt im Winter an, wenn nur 25% vom Jahresertrag gewonnen werden können.
    • Sie muss daher mit Erdwärmesonden kombiniert werden. Die isolierte Lösung ist jedoch für unter Denkmalschutz stehende, schlecht sanierbare Häuser ungeeignet (inakzeptabler Wirkungsgrad der Wärmepumpe bei übermäßiger Temperaturdifferenz zwischen der Vorlauftemperatur der Heizung und der durchschnittlichen Erdwärmetemperatur).
    • Daher ist die Kombination mit einer Quartier-Lösung in Form eines Nahwärmenetzes und saisonaler Erdwärmespeicherung die einzige nachahmbare Lösung, um ein klimaneutrales Kahlenbergerdorf zu realisieren.

Der Bedarf für das Heizen sinkt während er für das Kühlen steigt

Bevor wir uns den Lösungen zuwenden, macht es Sinn für Wien die Relation und den zeitlichen Verlauf des Aufwandes für Heizen und Kühlen in Vergangenheit und Zukunft zu analysieren: Hierzu wird der Endbericht "ÖKS15 Klimaszenarien für Österreich" herangezogen

Während die Klimaerwärmung den Heizbedarf in den letzten Jahrzehnten ca. 10% gesenkt hat,  

stieg der Bedarf für Kühlung besonders in Wien und um ca. ein Drittel:

 

Begriffserläuterungen: Heizgradtage ist die Summe der täglichen Differenz zwischen einer Raumtemperatur von 20 °C und der mittleren Außentemperatur, sofern diese geringer als 12 °C ist (bei einer durchschnittliche Außentemperatur von über 12 °C wird angenommen, dass durch Sonneneinstrahlung, Menschen und elektrischen Geräten genug Wärme produziert wird, um ein Heizen zu erübrigen). Die Kühlgradtagzahl ergibt sich aus der Summe der Differenzen zwischen der Tagesmitteltemperatur der Außenluft und der angestrebten Raumlufttemperatur von 20 °C. Heizgradtage und Kühlgradtagzahl geben daher ein Maß, um wie viele Kelvin (also °C) an wie vielen Tage gekühlt bzw. geheizt werden muss und ist dabei proportional zum jährlichen Energiebedarf für Kühlen bzw. Heizen.

Dieser Trend wird sich in den kommenden drei Jahrzehnten sowohl für die Heizgradtage ...

   

Als auch für die Kühlgradtage fortsetzen:

   

In Wien werden bis 2050 die Heizgradtage um rund 20 % abnehmen und die Kühlgradtage um rund 117 % zunehmen. Kromp-Kolb H, Formayer H, Clementschitsch L. 2007 "Auswirkungen des Klimawandels auf Wien unter besonderer Berücksichtigung von Klimaszenarien" BOKU Wien

Der Primärenergieverbrauch für das Heizen steht also in Wien und im Dörfl weiter an erster Stelle. Während die Heizgradtage aber bisher zehnfach höher lagen als die Kühlgradtage, verschiebt sich das Verhältnis zunehmend. Auch in unserem durch die Donau, die räumliche Trennung vom Stadtgebiet und das Grünland begünstigten Dörfl wird das Kühlen zu einem zunehmend bedeutenden Faktor.

 

Schon heute verschlingt eine Klimaanlage mit 2,5 kW Leistung am Tag gerne 10 € für Stromkosten und das bezieht die Installationskosten noch gar nicht ein. Das Kühlen von Gebäuden wird bis 2040 für immer mehr Stunden pro Jahr nötig und der Stromverbrauch für Klimaanlagen würde auf das 3,4 fache bis 2040 steigen.

Im Rahmen des Projektes SMART Block Geblergasse wird die klimaneutrale Lösung erst durch die Einbeziehung der Kosten für die Kühlung (mit 20% der Gesamtkosten!) der fortgesetzten Heizung mit Erdgas überlegen:

 

Primärenergiebedarf im Dörfl für Heizung

Wir müssen vor größeren Investitionen erst einmal den Iststand beim Verbrauch im Dörfl kennen und uns beraten lassen welche Einsparungen durch thermische Sanierungsmaßnahmen und Optimierungen bei den Heizflächen in den Häusern durch die Eigentümer wirtschaftlich sinnvoll und möglich sind. Bisher liegen entsprechende Daten nur für einen Teil der Gebäude im Dörfl vor. Diese Daten lassen vermuten, dass der Heizenergiebedarf, der bisher fast ausschließlich mit Erdgas gedeckt wird, hoch ist. Dafür ist der alte Gebäudebestand, der Denkmalschutz bei 11 Gebäuden, der thermische Sanierungsmaßnahmen begrenzt und die teils überdurchschnittliche Wohnfläche pro Bewohner verantwortlich.